Stress - ein lebenswichtiger Antrieb in unserem Leben, oder nicht?
Eine kleine Reise durch unsere Evolution und unseren eigentlichen körperlichen Bauplan. Wie entsteht unser Stressempfinden und warum ist Bewegung beim Stressabbau so wichtig und hilfreich? Warum stresst meinen Kollegen etwas, bei dem ich nicht einmal mit der Wimper zucke? Was steckt eigentlich hinter diesem "Stress"?
Fühlst Du Dich heute entspannt und gelassen oder eher gestresst? Oder sollte ich besser fragen: wie entspannt / wie gestresst fühlst Du Dich gerade, auf einer Skala von 1 bis 10?
Leider hören wir viel zu selten eine Antwort unseres Gegenübers wie: "Ach, mir geht's richtig gut, privat und beruflich läuft es toll und ich bin zufrieden und fühle mich wohl."
Natürlich sind wir nicht jeden Tag nur gestresst, aber unser schnelllebiger Alltag macht es uns nicht immer leicht, in der Balance von Anspannung und Entspannung zu bleiben. Denn so sind wir eigentlich gedacht und gebaut.
Was bedeutet denn überhaupt "Stress"?
Das Wort 'Stress' stammt aus dem Lateinischen (stringere) und bedeutet 'anspannen'. Auch die englische Wortbedeutung als 'Druck' oder 'Anspannung' weist auf einen angespannten Zustand unseres Körpers und unserer Seele hin.
Dabei bedeutet 'Anspannung' nichts Negatives, ganz im Gegenteil.
Wir benötigen sie, um unsere täglichen Aufgaben bewältigen zu können. Damit unser Körper seine Funktionen verrichten kann und auch unsere Muskeln uns tragen, wir stehen, gehen, laufen können. Unser Kopf aufrecht auf dem Hals getragen wird und so vieles mehr.
Unsere Sinne sind unter Anspannung geschärft, nur so kommen wir sicher von A nach B, erst Recht im Straßenverkehr.
Bevor wir aber in die detaillierten körperlichen Reaktionen eintauchen, starten wir unsere Reise in die Vergangenheit: ein paar Jahre oder besser Jahrtausende zurück in unsere menschliche Entwicklungsgeschichte:
Die Balance aus An- und Entspannung ist uns in die Evolutionswiege gelegt.
Auf weiten Wanderungen auf der Suche nach Essbarem oder um ein neues Lager aufzuschlagen benutzten wir unsere Muskulatur: zum Gehen, Tragen, zum Jagen oder Sammeln und Pflücken. Dabei ging es nicht nur um eine Runde von 5km nach Feierabend im Büro, sondern um lange Strecken, um viel und andauernde Bewegung.
Größtenteils in einem gemäßigten Tempo, aber in Gefahrensituationen mussten unsere Vorfahren dafür umso schneller und kraftvoller reagieren.
Häufig ging es dabei um die Entscheidung zwischen 'Kampf' und 'Flucht' , also um eine instinktive, sekundenschnelle und intuitive körperliche Reaktion auf eine oft lebensbedrohliche Situation. Im schlimmsten Bedrohungsfall erstarrten wir vor Angst, gingen also in eine Schockreaktion.
Welche Stress-Reaktionen laufen in unserem Körper ab?
In diesem Moment der blitzschnellen Entscheidung, ob wir den Kampf mit der Bedrohung aufnehmen können oder doch besser die Beine in die Hand nehmen und fliehen, ändert unser gesamter Körper sein Verhalten:
- Unsere Muskulatur wird stark durchblutet, so dass wir sie bestmöglich nutzen können; eben zum Kämpfen oder Wegrennen. Gleichzeitig spannen wir unsere Muskeln an, sie müssen bestmöglich für uns arbeiten und große Kräfte freisetzen.
- Unsere Atmung wird beschleunigt und geht flacher als im entspannten Zustand. Das geschieht, um möglichst schnell viel Sauerstoff in die Muskulatur zu leiten, so dass wir noch leistungsfähiger sind.
- Unsere Sinne werden geschärft; Augen, Ohren, Nase arbeiten auf Hochtouren. Wir dürfen keine Reize übersehen, überhören oder überriechen. Sei es, um auf unserem Fluchtweg mögliche weitere Gefahren auszuschließen oder den "Feind" bestmöglich einzuschätzen (im direkten Kampf, ähnlich einem Boxer, der jede Bewegung seines Gegenübers erahnen muss, um nicht getroffen zu werden). Auch auf der Jagd brauchten wir unsere scharfen Augen, um die Beute nicht zu verfehlen. So werden z.B. unsere Pupillen weiter gestellt, um noch besser sehen zu können.
- Unsere Blutgefäße werden eng gestellt, d.h. unser Blutdruck erhöht sich. Ihr könnt Euch dies vorstellen wie ein Gartenschlauch, der die gleiche Menge Wasser transportieren muss, aber dabei enger gestellt wird. So erhöht sich der Druck im "Transportgefäß".
- Unser Herz schlägt schneller, um das Blut schneller in die gerade wichtigen Regionen zu leiten: das sind v.a. unsere Muskeln. Und es schlägt kräftiger, weil es gegen die eng gestellten Gefäße arbeiten muss.
- Unser Kopf kann in stressigen Situationen keine klaren Gedanken mehr fassen; wir haben keine Zeit, gedankliche Pro und Contra Listen zu überlegen, d.h. auch unsere Kopf wird von Blut und Stresshormonen überschüttet. Er hat in diesem Moment keine Priorität, unser Körper übernimmt das Ruder und rettet uns aus der bedrohlichen Lage.
- Unsere Verdauung wird heruntergefahren. Die Darmmuskulatur arbeitet nur noch sehr wenig. Denn in einer Gefahrenlage haben wir keine Ruhe und Zeit, um zu verdauen. Etwas anderes ist hier "Schiss" zu haben, eine spontane Darmentleerung in Form von Durchfall befreit und kann als Zeichen der Anspannung und Aufregung oder Angst gedeutet werden.
- Unser Blutzuckerspiegel steigt an. Der Körper greift auf gespeicherte Fettreserven zurück und wandelt diese in nutzbare Energie um, die über die Blutbahnen in alle Regionen des Körpers gebracht wird.
Kommen Euch manche dieser körperlichen Reaktionen bekannt vor?
Obwohl es doch glücklicherweise gar keine tägliche Bedrohung an Leib und Leben für uns gibt (hoffentlich ist dies so!)?
Unser Körper hat sich in den letzten Jahrtausenden noch immer nicht an unseren heutigen, modernen Lebensstil anpassen können. Zu schnell verliefen die Veränderungen von einem archaischen und gewissermaßen urtümlichen Leben hin zu Autos, Smartphones und Co. Unser gesamtes körperliches System hängt sozusagen in seinen Reaktionsmustern hinterher.
Was das für uns bedeutet?
Zum Beispiel, dass der Stressor (also der Faktor/ die Person/ die Situation, die uns Stress macht) noch heute als lebensbedrohlich eingestuft wird, ganz egal, worum es sich handelt. Ob die nahende Prüfung, der Streit mit einem Familienmitglied oder das Auto, das uns ständig zu dicht auffährt - sie alle lassen unser Stresssystem hochfahren und die oben beschriebenen Reaktionen ablaufen.
Und das, obwohl unser Kopf doch weiß, dass davon "die Welt nicht untergeht", dass die Prüfung uns nicht tödlich bedroht oder ein Streit sich auch wieder schlichten lässt.
Trotzdem übernimmt unser Körper die Regie und lässt Stresshormone durch unser Blut zirkulieren, die dann wiederum alle Regionen unseres Körpers über die akute Gefahrensituation informieren.
Ahnst Du schon, wie es weitergeht?
Unser System ist hochgefahren und unter höchster Anspannung - genau jetzt müsstest Du also die Entscheidung treffen: fight or flight, Kampf oder Flucht. Nur wie passen diese übernommenen Verhaltensweisen in unsere heutige Welt?
Sollst Du Deinen Prüfer ausknocken oder einfach flüchten und laut die Tür hinter Dir zuschlagen? Oder etwa den Streit körperlich ausleben? Wie willst Du Deinem Chef körperlich gegenübertreten, wenn er Dir mal wieder einen neuen Stapel Arbeit auf Deinen Tisch packt, kurz vor dem eigentlichen Feierabend?
Wir können auf die heutigen Stressoren nur selten körperlich reagieren, also sie mit Muskelkraft bekämpfen oder eben davonlaufen. Zum Glück, denn eine solche Reaktion wäre in den meisten Fällen nicht zu unserem Vorteil. Wir haben also gelernt, anders als mit körperlicher Kraft zu reagieren.
Was dann aber passiert, ist Folgendes: die erhöhten Stresshormone bleiben vorerst in Deinem Blut, denn den direkten Abbau durch körperliche Anstrengung kannst Du nicht umsetzen. Sie werden hoffentlich einige Stunden später abgebaut, wenn Du eine Runde spazieren gehst, läufst oder ein Entspannungsprogramm startest. Wenn Dir dieser Ausgleich fehlt, dann kommst Du vielleicht an diesem Abend schlechter zur Ruhe und Dein Körper kümmert sich um den Abbau der Stresshormone, während Du schläfst.
Wenn Du allerdings dauerhaft Stress empfindest und diesen nicht mehr mit ausreichender Bewegung und Entspannung ausgleichen kannst, könnte es zu Stress-Symptomen kommen.
Mögliche Folgen bei länger anhaltendem Stress
- Schlafstörungen - Dein Körper bleibt in der "Hab-Acht-Stellung" und lässt Dich nicht zur tiefen Ruhe kommen, da für ihn die Bedrohung noch existiert. Er möchte Dich also schützen vor einem möglichen Angriff des Säbelzahntigers, wenn Du den Fehler machst einzuschlafen.
- Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen - auf Dauer verträgt Dein Gehirn die vermehrten Stresshormone nur schlecht. Es kann nicht mehr unterscheiden zwischen akuter Bedrohung und Unwichtigem und nimmt eine Menge an Informationen und Reizen auf, die Deinen Kopf überfluten. Die so wichtige Zeit zur Regeneration und zur Verarbeitung des am Tage Erlebten fehlt mitunter auch in den Nächten, wenn Du nur schlecht schlafen kannst. Aber genau der Schlaf ist immens wichtig, um die gemachten Erfahrungen zu kategorisieren, zu speichern und nach und nach abzuarbeiten. Fehlt diese Zeit des Aufräumens, nimmst Du die "ungeklärten Fälle" mit in den nächsten Tag, an dem wiederum viele Reize und Situationen auf Dich warten.
- Schmerzen - Dein Körper kann auf langanhaltenden Stress auch mit Schmerzen reagieren. Muskuläre Anspannung ist eine Reaktion auf Stress, d.h. dass Deine Muskulatur ebenso dauerhaft angespannt wird, wenn Du dem Stress nicht entkommst. Und wenn Deine Muskeln permanent arbeiten, kann dies zu Schmerzen oder Verspannungen führen. (Natürlich ist es wichtig, andere Ursachen auszuschließen!). Viele gestresste Menschen klagen z.B. über Rücken- oder Kopfschmerzen. Auch unser Schulter-Nacken-Bereich ist prädestiniert für Schmerz als Reaktion auf Stress.
- Immunschwäche - um gesund zu sein und zu bleiben, brauchst Du ausreichende Entspannungsphasen in Deinem Leben. Fehlen diese dauerhaft, kann Dein Körper leichter erkranken und mit häufigeren Infekten reagieren. Wenn Du also das Gefühl hast, jeden Virus, der durch die Luft schwebt, mitzunehmen, ist es unbedingt an der Zeit, Dich mehr mit Dir zu beschäftigen und für mehr Ruhe und Regeneration zu sorgen.
- Verdauungsbeschwerden - Deine Verdauung braucht Ruhe und Zeit, um ihre Arbeit gut zu machen. Isst Du hektisch und gönnst Dir für die anschließende Verdauung weder Ruhe noch einen kleinen Spaziergang, sondern stürzt direkt wieder hinein in Deinen anstrengenden Tag, kann dies zu Beschwerden wie Verstopfung, dem Reizdarmsyndrom oder auch einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) führen. Auch Dein Schließmuskel ist ein Muskel, der nur schwer loslassen kann, wenn die Umgebung für Dich Stress bedeutet.
- Zähneknirschen und andere Kieferbeschwerden (CMD) - wenn Dein Stresspegel zu hoch ist, kann Dein Körper versuchen, den großen Druck in der Nacht abzubauen, indem er Euren Masseter, den stärksten Muskel Deines Körpers, ordentlich arbeiten lässt. Er befindet sich an Deinen Wangen, genauer gesagt zwischen Kiefergelenk und Unterkiefer. Dieser Muskel sorgt für Anspannung zwischen Ober- und Unterkiefer, für das Zermalmen von Nahrung und das Zusammenpressen der oberen und unteren Zähne. Um also den hohen Druck des Tages abzubauen, spannen sich die Kaumuskeln stark an. Häufig merkst Du am Morgen, dass Du versucht hast, Probleme über Deinen Kiefer abzuarbeiten, vielleicht durch Schmerzen in den Kaumuskeln, vielleicht durch Spannungskopfschmerzen. Häufig sehen zuerst Zahnärzte das Ausmaß der körperlichen Ausgleichsarbeit in der Nacht. Natürlich kann es auch hier andere Ursachen für Kiefergelenksbeschwerden geben.
- Einschränkungen unserer Sinne - immer mehr Menschen kontaktieren mich wegen eines Ohrgeräuschs, auch Tinnitus genannt. Häufig stehen diese Personen unter starker körperlicher Anspannung, besonders im Schulter-Nacken-Bereich. Hier kann Dauerstress dazu führen, dass Deine Ohren irgendwann nicht mehr auf Höchstleistung hören wollen. Erinnerst Du Dich? Alle Sinne sind im Stressmodus geschärft, um auch nicht die geringste Gefahr zu übersehen oder eben zu überhören. Diese Daueranspannung kann zu Symptomen an Deiner Sinnesorganen führen: Dein Ohr reagiert mit einem Rauschen oder Pfeifen oder vielleicht sogar einem Hörsturz; Deine Augen können weniger gut sehen, vielleicht sind sie zu trocken oder gerötet.
"Was stresst Du Dich denn so? Ist doch alles halb so wild..."
Vielleicht hattest Duu eben bei dem einen oder anderen Symptom eine Resonanz, das Gefühl: ja, da könnte bei mir etwas dran sein.
Manchmal empfinden wir unsere derzeitigen Lebensumstände gar nicht als so anstrengend und doch zeigt unser Körper uns, dass wir aus der Balance geraten sind. In anderen Fällen wird die stressige Situation oder Lebensphase ganz klar auch als solche empfunden, nur fehlt das helfende Gegenmittel.
Oder unser Gegenüber versteht so gar nicht, warum wir uns so stressen lassen. Schließlich sei doch alles halb so wild!
Die sogenannten Stressoren, also die Auslöser für Deinen Stress, können ganz unterschiedlich sein. Und genauso verschieden reagiert jeder einzelne Mensch auf sie. Es kann gut sein, dass Dir heute das Parfum des Kollegen besonders "auf die Nerven geht", während Du es gestern noch gar nicht so intensiv wahrgenommen hast.
All dies zeigt: jeder Tag, jeder Mensch, jede Situation steht für sich. In jeder Begegnung mit einer Person oder einer Situation stehst Du an einer anderen Stelle. Vielleicht kommst Du aus einem 2-stündigen, sehr fordernden Meeting, vielleicht hast Du auch etwas sehr Schönes erlebt und bist deshalb stressresistenter.
Stress ist individuell und deshalb nicht vergleichbar.
Diese Erkenntnis kann Dich verständnisvoller gegenüber Deinen Mitmenschen machen. Vielleicht hast Du deren Anspannung bisher innerlich belächelt oder bist sogar wütend darüber geworden. Denk das nächste Mal einfach daran, dass Dein Gegenüber vielleicht gelassen und entspannt bleibt, wenn Du Deinem Stressor begegnest und Dich unwohl fühlst.
Welche Stress-Ursachen gibt es?
So verschieden wir Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Ursachen für unser Stressempfinden.
- Häufig fühlen Menschen sich überfordert (beruflich, privat). Sie empfinden eine zu hohe Verantwortung für Arbeitsaufgaben oder Familienmitglieder und haben das Gefühl, den Anforderungen nicht gerecht zu werden.
- Zeitdruck ist ein weiterer Faktor, der Menschen unruhig werden lässt und ihren (Blut)Druck erhöht.
- Zu hohe Erwartungen an uns selbst und an andere zu stellen, kann uns schnell in Stress versetzen. Das Gefühl, Erwartungen nicht zu erfüllen, nicht zu genügen ist ein weiterer Stressor. Hier sollten wir uns immer fragen: wessen Erwartungen möchte ich hier eigentlich gerecht werden? Sind es wirklich meine eigenen hohen Ansprüche? Und woher kommen diese? Es kann sein, dass die Messlatte für "genügend" und "sehr gut" schon in unserer frühen Kindheit so hoch gelegt wurde. Wir haben vielleicht noch immer Angst, dass alles, was wir darunter erreichen, nicht gut genug ist. Mehr dazu könnt Ihr auch im Artikel über unsere inneren Antreiber lesen.
- Zu viele Reize können unser Nervensystem stressen. Ob es viele Gesichter sind (unser Gehirn versucht, jedes mit den Augen erfasste Gesicht wiederzuerkennen und einzuordnen, auch wenn unser Kopf doch weiß, dass das z.B. bei einer großen Veranstaltung oder in einer Großstadt nicht nötig und möglich ist.) oder Lärm, zuviel Tablet- oder Smartphone-Nutzung, zu intensive Gerüche oder grelles Licht - all dies kann uns Unwohlsein und Kopfschmerzen bereiten.
- Und es gibt Stressauslöser, auf die jeder Mensch reagiert (wenn auch unterschiedlich stark): wenn unsere Grundbedürfnisse nach Essen, Wasser, Wärme, Sicherheit und Ruhe nicht erfüllt sind, kann es uns nicht gut gehen.
Diese Liste ließe sich noch sehr erweitern - vielleicht fällt Dir beim Lesen gerade Dein großer Trigger ein, der Dich immer wieder stresst.
Und nun? Was kannst Du gegen den Stress tun?
Nun hast Du so vieles gelesen über Stressauslöser, über Empfindungen und die Individualität jeder einzelnen Stresssituation.
Und Du fragst Dich ganz berechtigt: ist ja schön und gut, dass ich das nun alles weiß. Aber was kann ich tun, damit es mir besser geht?
In dieser Frage steckt schon eine wichtige Erkenntnis: DU kannst etwas tun, um Dich wieder wohler zu fühlen!
Denn das ist der beste, der effektivste Weg, um mit Deinem Stress besser umzugehen bzw. ihn überhaupt besser und früher zu erkennen und dann schneller etwas dagegen zu tun.
Du kannst nicht erwarten, dass Deine Umwelt, Deine Mitmenschen sich alle so verändern, dass Du persönlich keinen Stress mehr empfindest. Das ist nicht möglich und ich finde, auch nicht erstrebenswert. Schließlich willst Du Dich ja auch nicht für alle anderen ändern, oder?
Wir setzen also bei uns an und schauen, wie wir normalerweise in einer typischen Stresssituation reagieren:
- Ziehst Du Dich zurück und fühlst Dich dabei ungesehen, nicht wahrgenommen mit Deinen Empfindungen?
- Machst Du Deinem Ärger Luft und zeigst deutlich, dass es so nicht geht und Du gerade richtig wütend bist?
- Wirst Du hektisch und unruhig und beginnst Fehler zu machen?
- Spürst Du Traurigkeit oder Frust?
- Möchtest Du am liebsten die Flucht ergreifen?
Du merkst, wir reagieren fast immer emotional auf Stress. Unsere Gefühle sind so stark in uns verankert und ein deutlicher und leicht verständlicher Weg, auch über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg, zu zeigen, wie es uns geht oder dass es SO nicht mehr geht.
Ein paar schnelle Hilfsmittel gegen den Stress sind diese:
- Beim nächsten Anflug von Verspannung und Stress schließt Du kurz Deine Augen und atmest ganz bewusst tief ein und aus. Lass Dir Zeit für Dein Atmen! So nimmst Du dem Stress schon einmal seine eingefleischten Muster und Abläufe.
- Beweg Dich! Es können kleine Bewegungen sein. Fang an, Deine Schultern zu kreisen, beweg Deinen Kopf von links nach rechts und zurück oder schüttle Deine Arme aus. Diese Möglichkeiten kannst Du (fast) immer anwenden, also auch im Büro.
- Wenn Du die Möglichkeit hast für mehr Bewegung: dann wechsle Deine Position, geh raus aus der Situation, aus dem Raum, aus der Wohnung und mach einen kleinen Spaziergang. Häufig bringt ein Ortswechsel schon wieder Ruhe und alternative Gedanken rund um das Problem, das Dir eben noch so große Sorge bereitete.
- Schließe Deine Augen und male mit Ihnen die liegende Acht! So ziehst Du Dich zurück in Dein Inneres und verbindest Deine beiden Gehirnhälften miteinander. Eine wunderbare Übung, um aus Blackouts oder Sackgassen wieder herauszufinden.
- Trink ein Glas Wasser. Auch das hilft, um das Stressreaktionsmuster zu verlassen und gleichzeitig tust Du Dir etwas Gutes.
- Sage Dir innerlich: "Ich bin vollkommen ruhig und gelassen." Es kann ein wunderbares und hilfreiches Mantra werden.
Wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Leben gerade grundsätzlich eher unter Anspannung verläuft und Du an Deinen Stresssituationen so schnell nichts ändern kannst, weil sie z.B. täglich auftauchen, dann gibt es weitere Möglichkeiten:
- Versuche es mit einem Gesundheitskurs. Besuche in Deiner Nachbarschaft z.B. einen Kurs im Autogenen Training oder Progressiver Muskelentspannung. Auch Achtsamkeitskurse oder Meditationsgruppen finden sich immer häufiger in Deiner Nähe. Viele Präventionsangebote werden von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell unterstützt.
- Finde Deinen Weg zu mehr Entspannung! Was kannst Du in Deiner Freizeit tun, was Dich ausgleicht, Dir Freude bereitet und Dir neue Kraft schenkt? Liebst Du es, zu schwimmen? Gehst Du gern spazieren? Fällt Dir das Laufen in einer Gruppe leichter? Wolltest Du schon immer töpfern oder stricken? Oder ist Gärtnern etwas für Dich? Schau Dich um und finde ein Hobby, das zu Dir passt und auf das Du wirklich Lust hast! Es gibt so viele Möglichkeiten und gleichzeitig triffst Du neue Menschen und neue Wege öffnen sich.
- Nimm Dir einen Tag Auszeit! Gönn Dir etwas Schönes und Wohltuendes! Genieße einen Tag mit Sauna und Schwimmbad oder besuche eine Ausstellung. Fahr ans Meer oder besuche Freunde, die Du schon lange nicht gesehen hast.
- Sorge jeden Tag für Dich! Nimm Dir Zeit und kümmere Dich um Dich. Vielleicht machst Du Yoga, vielleicht schließt Du die Augen und lauschst einer angeleiteten Fantasiereise. Vielleicht schaffst Du ein neues Ritual und schreibst am Ende jedes Tages alle Deine positiven Erlebnisse auf.
Manchmal braucht es größere Veränderungen
Nicht immer helfen Gesundheitskurse oder Bewegung gegen den Stress. Wenn Du unter ungesunden Bedingungen arbeitest, wäre es nur im Sinne des Arbeitgebers, Dich soweit anzupassen, dass es Dir einigermaßen okay bei der Arbeit geht. Das ist nicht das Ziel.
Vielmehr musst Du Dich vielleicht fragen, ob Du dieser Tätigkeit wirklich weiter nachgehen willst, auch auf die Gefahr hin, dass sie Dich krank macht. Wir müssen manchmal mutig sein und eine Entscheidung FÜR UNS treffen, für unser Wohlergehen und unsere Zukunft.
Während eine Tür sich schließt, öffnet sich eine neue!
Der Weg zu einer drastischeren Entscheidung ist oft ein längerer Prozess.
Sei achtsam mit Dir und vertraue auf Deinen Körper, auf Dein Bauchgefühl, auf Deine Intuition! Sie zeigen Dir, wann es Zeit ist für eine Veränderung.
Wo immer Du gerade stehst, ich wünsche Dir von Herzen, dass einige dieser Tipps hilfreich sind für Dich und Dein Leben! Ich wünsche Dir den Mut, an den Stellschrauben Deines Lebens zu drehen und so den Weg frei zu machen für Dein Gefühl von Zufriedenheit, Leichtigkeit und entspannteren Tagen!
Welche Tipps hast Du gegen Deinen Stress? Was hilft Dir besonders gut? Hast Du auch schon einmal den Mut für eine große Veränderung aufbringen müssen und wie erging es Dir damit?
Ich freue mich auf Deine Anregungen und Geschichten!
Alles Liebe,
Norma
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